Chile: Indigene Bevölkerung leidet laut taz-Artikel besonders unter Rohstoffabbau für Energiewende im Globalen Norden
"Ist grüner Extraktivismus eine Lösung? Ökosystem aus dem Gleichgewicht"
Chiles Diktator Pinochet nahm den Indigenen ihr Land. Sie sollten Platz machen für den Rohstoffabbau. Der dient jetzt der Energiewende im Norden.
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Die Klimakrise hat in den Industrieländern im Globalen Norden, die am meisten Treibhausgase verursachen, die Notwendigkeit einer Energiewende ins Zentrum der politischen Debatte gerückt. Im Globalen Süden kritisieren soziale Bewegungen und Indigene den grünen Extraktivismus in ihren Ländern: die Ausbeutung und Aneignung von Natur und Rohstoffen zum Zweck einer neoliberalen Energiewende, die Marktinstrumente und technologische Innovationen als Lösungen betrachtet. [...]
Eigentlich verpflichtet die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die Chile unterschrieben hat, den Staat dazu, die indigenen Gemeinden zu konsultieren, wenn sie von Unternehmen oder Projekten betroffen sind. Insgesamt gibt es zehn offiziell anerkannte indigene Völker in Chile. Sie leiden besonders unter dem Extraktivismus. Denn sie leben genau an den Orten, an denen es besonders viele Rohstoffe und für den Menschen nutzbare Natureigenschaften gibt: Wind, Wasser, Metalle.
Der Kampf der Indigenen
Nachdem Allende den Indigenen, insbesondere den Mapuche, einen Teil ihres ursprünglichen Landes zurückgegeben hatte, enteignete Pinochet es wieder. Er verschenkte es oder verkaufte es zu sehr niedrigen Preisen an Forstunternehmen. Die Verleugnung der Existenz der Indigenen war Bestandteil der Politik der Diktatur. „Es gibt keine Mapuche mehr, weil wir alle Chilenen sind“, sagte Pinochet 1979 in Villarica.
Bis heute kämpfen die Mapuche für die Rückgabe ihres Landes, auf dem sich heute Forstplantagen und Windparks befinden. Das Unternehmen Arauco, eines der größten Forstunternehmen Chiles, baut seinen eigenen Windpark.
Am südlichsten Zipfel von Chile, in Patagonien, soll bald mit Windenergie grüner Wasserstoff produziert werden – auch als Beitrag für die deutsche Energiewende. Porsche und Siemens Energy haben eine Pilotanlage für die Produktion von E-Fuels gebaut. Auch der Energiekonzern RWE baut einen Windpark in Patagonien für die Produktion von grünem Wasserstoff und grünem Ammoniak.
Chile will grünes Kupfer exportieren
Auch in Patagonien leben Indigene: Die Kawésqar und die Selk’nam. Ihre Lebensgrundlage ist das Meer: Viele leben vom Fischfang und der Landwirtschaft. Für die Produktion von grünem Wasserstoff wird Wasser benötigt. Das ist auch in Patagonien knapp, deshalb wollen die meisten Unternehmen Meerwasserentsalzungsanlagen einsetzen. Diese produzieren aber tonnenweise konzentrierte Salzlake als Abfall. Und den werden sie vermutlich zurück ins Meer schütten, was wiederum dem maritimen Ökosystem und letztendlich den Indigenen schaden wird.
Grüner Wasserstoff soll in Chile außerdem dabei helfen, dass der Bergbausektor „klimaneutral“ wird. Er soll unter anderem als Kraftstoff in Lkws im Bergbau eingesetzt werden. Mehrere Bergbauunternehmen arbeiten dafür bereits an Pilotprojekten. So soll Chile in Zukunft beispielsweise „grünes“ Kupfer exportieren.
Chuquicamata könnte alsbald „grün“ sein.