Bolivien: Indigene Gemeinschaften kämpfen gegen Landgrabbing und Abholzung durch Agrarriesen
"Klimawandel in Bolivien: Die Feuerwehrfrauen von Chiquitanía"
Waldbrände gefährden die Menschen im Osten Boliviens. Indigene Frauen kämpfen mit Schippe und Neupflanzungen gegen die Folgen steigender Temperaturen. [...]
Der Chiquitano-Trockenwald gilt als der größte und am besten erhaltene tropische Trockenwald der Welt. Er bildet den Übergang zur Amazonasregion. Doch er ist in Gefahr. Wegen der Klimakrise steigen die Temperaturen in Roboré immer höher, im vergangenen Jahr bis auf 42 Grad. Damit steigt auch die Waldbrandgefahr. [...]
Die Brände in der Chiquitanía sind fast immer von Menschen verursacht, manchmal aus Versehen, oft aus Absicht. [...]
Bolivien belegte 2023 bei der weltweiten Abholzung Platz drei. Laut der bolivianischen Stiftung Tierra ereignen sich 85 Prozent davon im Bundesstaat Santa Cruz. Die eingesessenen Kleinbauernfamilien mit ihrer Brandrodung sind nur für einen Bruchteil verantwortlich. Das bei Weitem größere Problem sind Agrarriesen und Mennoniten, die den Wald mit schweren Maschinen roden. Sie verschieben die Agrargrenze immer weiter, dringen in Naturschutzgebiete ein und überziehen Santa Cruz mit Monokulturen, vor allem Sorghum, eine Hirseart, und Soja. Dazu kommt Rinderzucht.
Die altertümlich gekleideten Mennoniten, die 1954 nach Bolivien kamen, sind berüchtigt für ihren Landhunger, ihr genetisch verändertes Saatgut und den massiven Einsatz von Pestiziden. „Das sind Unternehmer“, sagt Sofía Mamani Blanco. „Sie zahlen eine Geldstrafe und gut ist“, schimpft sie. „Wenn einer von uns hingegen Land abbrennt, muss unsere ganze Gemeinschaft eine Strafe zahlen. Das Gesetz ist nicht für alle gleich, sondern es begünstigt die Reichen.“
Tatsächlich hat das System. Evo Morales, linksgerichteter Präsident Boliviens von 2006 bis 2019, hat die Zerstörung der Wälder vorangetrieben. Er unterstützte Landgrabbing durch eine ihm politisch nahestehende Klientel und duldete die Rodung durch oppositionell gestimmte Großbauern, die ihre Produkte vor allem nach China verkauften. Das war der politische Waffenstillstandspakt, in Bolivien auch „Brandstiftungspaket“ genannt. [...]
Von der Regierung erwartet sie allerdings nichts. Die habe nie Geld und glänze durch Abwesenheit. „Wir suchen Verbündete, die wirklich für den Umweltschutz arbeiten wollen. Viele reden nur davon, um sich in den Vordergrund zu spielen“, berichtet sie von ihren Erfahrungen. „Viele Institutionen schmücken sich mit uns Indigenen, tun aber nichts. Wir haben dazugelernt. Heute entwickeln wir selbst Projekte, nach unseren Bedürfnissen.“ Sie selbst hat dabei ein weibliches Kernteam um sich. [...]