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Artikel

14 Okt 2024

Autor:
taz

Italien: Landwirtschaftliche Betriebe in Sizilien beuten laut Bericht systematisch tunesische Arbeitskräfte aus

Alle Tags anzeigen Anschuldigungen

"Arbeitsmigration in Italien: Früchte der Ausbeutung"

Tunesische Arbeitskräfte zahlen Tausende Euro, um auf Sizilien unter elenden Bedin­gungen beschäftigt zu werden.

[...]5.200 landwirtschaftliche Betriebe zählt die „Fascia trasformata“. Jedes Jahr werden Zehntausende Tonnen Obst und Gemüse vom zentralen Großmarkt in Vittoria aus nach ganz Europa geliefert. Eine so hohe Konzentration an Gewächshäusern gibt es in Europa sonst nur noch im als „Plastikmeer“ bekannten Anbaugebiet in der Nähe von Almeria in Andalusien. Auf Sizilien ist die intensive Landwirtschaft in den Gewächshäusern zen­traler Wirtschaftsmotor der Region. Bioanbau betreiben nur wenige. Das verbreitete, pestizidbelastete Landwirtschaftsmodell ist umweltschädigend – und auch sonst ziemlich schmutzig. Wer einen Blick hinter die Plastikplanen erhaschen kann, merkt schnell: Es basiert auf der Ausbeutung Tausender ausländischer Arbeitskräfte, die jährlich auf der Suche nach Arbeit in die Region kommen – und dort oft entsetzlichen Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt sind.[...]

Auf Sizilien sind vor allem die Sektoren Gastronomie, Fischfang, Altenpflege und Landwirtschaft von Einwanderung abhängig. In der Provinz Ragusa sind offiziell mehr als 28.000 Beschäftigte in der Landwirtschaft registriert, die Hälfte davon sind Ausländer, die Mehrheit von ihnen sind Tunesier. Hinzu kommen Tausende Schwarzarbeiter, die weder ein angemessenes Gehalt noch irgendeine andere Form der Sicherheit haben. [...]

Das Geschäft der Vermittler

„Ich gehe morgens um sechs Uhr raus, wenn alle schlafen. Zurück komme ich nachts, damit der Chef und die anderen Angestellten mich nicht sehen“, erzählt der Tunesier, der sich an diesem Tag in der Mittagspause seines Chefs an den Strand davonschleichen musste, um kein Risiko einzugehen. Kaum hat er die letzten Worte ausgesprochen, klingelt sein Telefon. Sein Mitbewohner, ein langjähriger Freund, der zusammen mit Mounir aus Tunesien nach Sizilien gekommen ist, macht sich Sorgen und fragt, wo er steckt. Die zwei tauschen ein paar Worte aus. „Pass auf dich auf“, sagt der Freund am Ende des Gesprächs nachdrücklich, wohl wissend, dass ihr Chef in der gesamten „Fascia transformata“ für seine kriminellen Machenschaften bekannt ist. Mehrere Arbeiter, der Gewerkschafter Scifo und der Besitzer eines landwirtschaftlichen Betriebs berichten davon. Und nicht nur Mounirs Chef: Seine beiden Söhne, auch Landwirte, wurden wegen zahlreicher Misshandlungen ihrer Angestellten zu Gefängnisstrafen verurteilt. [...]

Mounir hat, um auf dem legalen Weg einreisen zu können, in seiner Heimat, „alles verkauft, einschließlich mein Auto“. Damit ist er kein Einzelfall: Lokale „Vermittler“ machen sich ein Geschäft daraus, arbeitssuchende Landsleute in der Heimat an sizilianische Arbeitgeber zu vermitteln. „5.000 Euro habe ich bar an meinen Vermittler bezahlt“, erzählt Mounir. „650 Euro musste ich ihm zusätzlich zahlen, als ich in Sizilien ankam – für eine Unterkunftsanmeldung.“ Ein solches Dokument ist in Italien notwendig, um einen Arbeitsvertrag unterzeichnen zu können.

Diese Art der Erpressung findet in der „Fascia trasfomata“ vor legalem Hintergrund statt. Dieser Entwicklung die Tür geöffnet habe, so erklärt es Giuseppe Scifo, das sogenannte „Decreto flussi“. Es wurde im Jahr 2001 von der italienischen Regierung beschlossen, mit dem Ziel, den Mangel an Arbeitskräften in Italien zu beheben. Scifo erklärt: „Die Anwendung des Dekrets hat in den letzten Jahren zugenommen und sein Missbrauch ist inzwischen zu einem Massenphänomen geworden, weil es für die Menschen immer schwieriger wird, mit anderen Mitteln nach Europa zu kommen.“ Im Jahr 2024 wurden 4.000 nicht saisonale Stellen speziell für Tunesier und insgesamt 41.000 saisonale Arbeitsplätze für Ausländer in der Landwirtschaft gemeldet, auf die sich auch Tunesier bewerben können.

Für Arbeitgeber ist das Abhängigkeitsverhältnis, das durch das Dekret geschaffen wurde, ein gefundenes Fressen. Sie profitieren von der Vulnerabilität der Menschen und ihrer Alternativlosigkeit. Besonders rentabel wird es für sie dann, wenn sie einen Vermittler bei der Einstellung eines Arbeiters hinzuziehen.[...]

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