KiK Gerichtsprozess (bez. Pakistan)
Quellen
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Im September 2012 starben bei einem Brand in der Textilfabrik Baldia in Karachi, Pakistan 260 Menschen und 32 weitere wurden verletzt. Hauptkunde der Fabrik war KiK, ein deutsches Bekleidungshandelsunternehmen.
Am 13. März 2015 reichten ein Überlebender und drei Familien von Opfern beim Landgericht Dortmund Klage gegen KiK ein und forderten, dass das Unternehmen die Verantwortung für die Brandschutzmängel in der pakistanischen Fabrik übernehmen solle. Mit der Anklage wird eine Entschädigung für die durch das Feuer verursachten Schmerzen und Leiden für alle betroffenen Familien sowie eine Entschuldigung und die Zusage des Unternehmens verlangt, die Sicherheit in den textilen Zuliefererfabriken zu gewährleisten. Am 30. August 2016 hat das Dortmunder Gericht die Zuständigkeit anerkannt und den Klägern Prozesskostenhilfe gewährt. Am 10. September 2016 stimmte KiK nach einer von der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) unterstützen Verhandlung der Zahlung von insgesamt 5,15 Millionen US-Dollar an betroffene Familien und Überlebende zu. Im Januar 2018 wurde angekündigt, dass die Familien der Opfer im Rahmen einer von der ILO unterstützen Vereinbarung ab Februar 2018 monatliche Renten aus dem von KiK bereitgestellten Betrag erhalten. Diese Regelung ergänzt die Zahlungen der öffentlichen Sozialversicherungssysteme an die Opfer. Im Mai 2018 begannen die Familien von 209 Opfern des Vorfalls in der Baldia Factory eine langfristige Entschädigung aus dem von KiK bereitgestellten Betrag zu erhalten.
Das Unternehmen lehnt jedoch die Verantwortung für das Feuer ab und weigert sich, den von den Kläger*innen geforderten Schadensersatz zu zahlen, indem es behauptete, dass das Feuer durch Brandstiftung verursacht wurde und Auditoren von keinen Brandschutzmängeln berichtet haben. Im Februar 2018 wurde dem Dortmunder Landgericht eine Computersimulation von Goldsmiths, dem ‚Forensic Architecture‘-Projekt der University of London, vorgelegt, die zeigte, dass unzureichende Brandschutzmaßnahmen zum Tod der Fabrikarbeiter*innen führten. Das Gericht hat einen Anwalt der University of Bristol beauftragt, ein Rechtsgutachten darüber abzugeben, on die Kläger*innen nach pakistanischem Recht Anspruch auf Entschädigung haben und ob die Verjährungsfrist abgelaufen ist.
Am 10. Januar 2019 wies das Gericht in Dortmund die Klage mit der Begründung ab, dass die Verjährungsfrist abgelaufen sei. Die Kläger*innen werden gegen diese Entscheidung Berufung einlegen.
Nachrichten
- [EN] "German court rejects case of deadly Pakistan factory fire", Associated Press, 10 Jan 2019
- [EN] “Long-term compensation payment to Baldia Factory fire affectees begins”, 20 May 2018, Daily Times
- [EN] “Families of Baldia factory fire victims to receive pension from February; first time a compensation system has been established for families of victims of industrial accidents”, 16 Jan 2018, The News
- [EN] “Families of Baldia factory fire victims seek justice in German court”, 5 June 2016 Zubair Ashraf, Express Tribune
- [EN] “Pakistan: Resumption of Baldia factory fire compensation talks welcomed”, 30 May 2016, Daily Times
- [EN] “Baldia factory fire: Retailer comes under fierce criticism”, 13 March 2015, Express Tribune
NGO-Berichte und Stellungnahmen
- “Klage gegen KiK: Landgericht Dortmund darf Verfahren nicht an Verjährung scheitern lassen!”, 5 June 2018, European Center for Constitutional and Human Rights
- [EN] German Court dismisses Pakistani's complaint against KiK, ECCHR, AEFFAA, NTUF & Medico International, 10 Jan 2019
- [EN] German Court will hear the case against KiK on 29 November 2018; Pakistani plaintiffs will speak in Geneva, Dortmund and Rome, ECCHR
- [EN] “Forensic video evidence submitted to court in legal action against KiK for factory fire shows minor safety improvements could have saved lives”, 1 Feb 2018, ECCHR, medico international
- [EN] “Q&A on the Compensation Claim against KiK”, 19 Dec 2016, ECCHR
- [EN] “Supply chain liability: The lawsuit by Karachi claimants against retailer KiK in historic perspective”, 20 Oct 2016, Dr. Carolijn Terwindt, ECCHR on Humboldt Law Clinic Grund- und Menschenrechte blog
- [EN] “Landmark compensation arrangement reached on 4th anniversary of deadly Pakistan factory fire”, 10 Sep 2016, Clean Clothes Campaign
- [EN] “German Court: Pakistani victims awarded legal costs in case against KiK”, 30 Aug 2016, ECCHR, medico international
- [EN] “Forging new legal ground: Why families & survivors of the Karachi factory fire could spell the end of voluntary corporate responsibility”, 16 June 2015, Miriam Saage-Maaß, ECCHR
- [EN] “Paying the price for clothing factory disasters in south Asia: Pakistan factory fire victims sue KiK”, 13 March 2015, ECCHR, medico international
- [EN] “Second Anniversary of Fire Disaster in Pakistan Textile Factory - KiK stalling on further compensation: Victims prepare to launch lawsuit in Germany”, 10 Sep 2014, Clean Clothes Campaign, ECCHR & medico international
- [EN] “Legal action on fire in textile factory in Karachi, Pakistan”, 7 March 2013, ECCHR