Deutschland: Bahlsen setzte laut Studie während der NS-Zeit etwa 785 Zwangsarbeiter*innen ein
"Bahlsen über NS-Zeit: „Die Wahrheit ist, dass wir auch nicht nachgefragt haben," 13. August 2024
Zwei Historiker haben die Rolle des Keks-Fabrikanten Bahlsen in der Nazi-Zeit untersucht.
Zur Produktion von Keksen und anderen Nahrungsmitteln während des Zweiten Weltkriegs hat das Familienunternehmen Bahlsen weit stärker Zwangsarbeiter aus Polen und der Ukraine eingesetzt als bisher bekannt. Dies ist die zentrale Erkenntnis eines Historikerberichts, der am Dienstag vorgestellt wurde... Bisher wurde oft die Spanne von 200 bis 250 Zwangsarbeitern genannt, laut Grieger seien hingegen 785 Arbeiterinnen und Arbeiter heute namentlich bekannt...
„Viele Details aus der Unternehmensgeschichte waren uns nicht bekannt und die Wahrheit ist, dass wir auch nicht nachgefragt haben. Wir haben als Familie die offensichtliche Frage, wie unser Unternehmen durch den Zweiten Weltkrieg hindurch bestehen konnte, nicht gestellt.“ So kommentieren die Bahlsens per Pressemitteilung die Ergebnisse der Untersuchung...
„Die Forschungsergebnisse zeigen: Unsere Vorfahren und die damals handelnden Akteure haben sich in der NS-Zeit das System zunutze gemacht. Ihr Hauptantrieb schien darin zu bestehen, die Firma auch im NS-Regime weiterzuführen, was schlimme Konsequenzen hatte“, heißt es im Statement der Familie Bahlsen. „Die Wahrheit über die damaligen Ereignisse ist unbequem und schmerzhaft.“ Unter anderem mit einer Wanderausstellung zum Thema Zwangsarbeit will sich das Unternehmen für eine lebendige Erinnerungskultur einsetzen...
In den 1990er Jahren hatten einige Zwangsarbeiterinnen Bahlsen verklagt. Damals hatte das Gericht jedoch geurteilt, dass die Ansprüche verjährt seien. 2000 und 2001 überwies das Unternehmen 1,5 Mio. D-Mark an die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft, die damit Zwangsarbeiter entschädigte...