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Artikel

5 Feb 2024

Autor:
taz, Eiken Bruhn

Deutschland: Leiharbeitsfirmen und Agenturen beuten laut taz ausländische Studierende bei Ferienjobs aus

Alle Tags anzeigen Anschuldigungen

"Ausländische Studierende in Deutschland: Ausbeutung in den Semesterferien"

Gefälschte Verträge, geprellte Löhne: Studierende aus Nicht-EU-Staaten, die in den Ferien in Deutschland jobben, werden immer wieder Opfer von Betrug.

[...] Einige nutzen die Unerfahrenheit ihrer jungen Kun­d:in­nen aus und schicken sie nach Deutschland, wo Unternehmen sie Akkord arbeiten lassen und für Wucherpreise in Mehrbettzimmern unterbringen. Und manche können gar nicht erst anfangen zu arbeiten, weil die Vermittlungsagentur den Arbeitsvertrag gefälscht oder der potenzielle Arbeitgeber ihn nur pro forma ausgestellt hat, um das Visum beantragen zu können.

So erging es im vergangenen Sommer einer Gruppe Studierender aus Usbekistan, die in Bremen und München gestrandet war. Über ihr Schicksal hatte die taz berichtet. Die Bremer Leiharbeitsfirma, die sie drei Monate für Hilfstätigkeiten angestellt hatte, schickte sie fort, weil sie keine Arbeit für sie hatte. Mindestens 76 usbekische Studierende reisten so Anfang Juni nach Deutschland ein – und landeten buchstäblich auf der Straße, teils ohne jeden Euro für Unterkunft und Essen.

Einfach zurück konnten oder wollten nur wenige, weil sich die meisten Geld geliehen hatten, um die usbekische Vermittlungsagentur „Turon World“ sowie ihre Flugkosten zu bezahlen. Das mussten sie erst wieder reinarbeiten. Doch legal war dies kaum möglich. „Zu geringe Deutschkenntnisse“, „zu kurzfristig“, hörte etwa Malika*, eine der wenigen Frauen aus der Gruppe, von potenziellen Arbeitgebern. Die einzige Hilfe, die ihnen der deutsche Staat anbot, war die Unterbringung in einer Obdachlosenunterkunft sowie ein Busticket nach Hause.

Auch betroffen: Studierende aus Kirgistan

Es war kein Einzelfall, ergaben weitere Recherchen. Der taz wurde zudem der Fall von mindestens 16 Studierenden aus Kirgistan bekannt, die im Sommer in Bayern festsaßen und ebenfalls ungeplant auf Jobsuche gehen mussten. Sie hatten Arbeitsverträge mit zwei Bremer Leiharbeitsfirmen geschlossen, darunter die, bei der auch die Us­be­k:in­nen unter Vertrag standen.

Als Vermittlungsagentur ist in diesem Fall eine deutsche angegeben, die mit ausländischen Agenturen zusammenarbeitet. Deren Geschäftsführer bittet aufgrund von Drohmails einer der Agenturen um Anonymität. Er sagt, er prüfe im Auftrag der deutschen Arbeitgeber, ob die Angaben der ausländischen Agenturen stimmen: ob die Studierenden wirklich eingeschrieben sind und die Universität existiert, von der sie eine Immatrikulationsbescheinigung vorlegen.[...]

Nicht immer sind betrügerische Agenturen für Probleme verantwortlich. 2022 hatten zwölf Georgierinnen Hilfe bei einer Beratungsstelle gesucht, nachdem sie von einer Regensburger Leiharbeitsfirma zu wenig Lohn erhalten hatten, wie die taz von einem der Berater erfuhr. [...]

Bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs Anfang 2022 war die Hälfte der damals noch rund 40.000 Anträge von ukrainischen Studierenden gekommen. [...]

Doch dass Studierende besser vor Betrug und Ausbeutung geschützt werden müssen, über Aufklärung im Heimatland oder Zertifizierung der Vermittlungsagenturen – dafür sehen weder das Bundesarbeitsministerium noch das Auswärtige Amt Handlungsbedarf, teilten sie der taz mit.

Dabei bestehen die Probleme nicht nur bei Studierenden. Besonders vulnerabel seien alle kurzfristig Beschäftigten sowie Arbeitnehmer:innen, deren Visum an einen bestimmten Arbeitgeber geknüpft sei, sagt Benjamin Luig. Er ist im Projekt Faire Mobilität des Deutschen Gewerkschaftsbunds zuständig für den Bereich Landwirtschaft und fordert eine staatliche Vermittlung. Dies ist in Georgien und Moldawien der Fall, den beiden Ländern, mit denen Deutschland Abkommen geschlossen hat, die unter anderem die Arbeitsmigration erleichtern.

Wenig Hilfsangebote

Problematisch ist auch: Selbst wenn sich die Betroffenen Hilfe suchen, haben sie kaum Möglichkeiten, ihre Rechte durchzusetzen. Das Bundesarbeitsministerium verweist auf die Beratungsstellen von faire Integration.[...]

Nur Malika war als Einzige aus der Gruppe bereit, sich auf eine juristische Auseinandersetzung einzulassen.

Sie bekam in einem Vergleichsverfahren 1.000 Euro. Eine Klage auf den Lohn von 3.700 Euro war aus Sicht der IG BAU aussichtslos, weil die Agentur Turon World einen Trick angewendet hatte. Sie hatte den Studierenden eingeschärft, sie müssten darauf warten, dass ihr Arbeitgeber sich bei ihnen meldet. Laut Arbeitsvertrag hätten sie aber ihre Arbeitskraft sofort anbieten müssen, sonst wird der Vertrag nichtig. „Solche Fälle sind frustrierend, weil wir nicht herankommen“, sagt Katharina Metschke, die Anwältin der IG BAU Bremen. Dennoch sei es wichtig, solche Verfahren zu führen. „Damit die Firmen wissen, dass sie nicht mit allem durchkommen.“


Turon World ließ eine Anfrage der taz mit Bitte um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen letztes Jahr unbeantwortet.