Ecuador: Auf Bananenplantagen herrscht laut Gewerkschafter weiterhin massiv antigewerkschaftliches Klima
"»Massives antigewerkschaftliches Klima«"
Gewerkschafter Jorge Acosta über Verstöße gegen Arbeitsrechte auf Ecuadors Bananenplantagen
Herr Acosta, kürzlich nahm der Direktor der Vereinigung der Bananenexporteure Ecuadors, José Antonio Hidalgo, an einer Nachhaltigkeitskonferenz in Hamburg teil. Werden Bananen in Ihrem Land denn auch nachhaltig produziert?
Ja, allerdings vor allem von kleinen Produzenten. Große, die in der AEBE organisiert sind, produzieren in erster Linie konventionelle Bananen, bei deren Anbau Pestizide en gros eingesetzt und die Arbeitsrechte systematisch verletzt werden. In Ecuador herrscht ein massives antigewerkschaftliches Klima, das gilt für internationale Konzerne wie Dole, aber auch für nationale Konzerne wie Noboa. Beide Konzerne exportieren Bananen in großem Stil aus Ecuador in alle Welt – auch nach Deutschland.
Sie sind wieder einmal in Berlin, um Ihre gewerkschaftliche Arbeit mit Verdi und der Hilfsorganisation Oxfam zu koordinieren, aber auch, um Beschwerden im Rahmen des Lieferkettengesetzes vorzubringen.
Ja, wir haben Beschwerden im Kontext des Lieferkettengesetzes gegen Rewe und Edeka vorgebracht, die Bananen von zwei Betrieben importieren, die nachweislich für Verstöße gegen die Arbeitsrechte verantwortlich sind: Otisgraf und Megabaano, ein Unternehmen des Dole-Konzerns.
Gibt es vor Ort Reaktionen darauf? Und hat sich die Lage auf den Plantagen von Otisgraf und Megabanano bereits verbessert?
Ja, vor allem bei Otisgraf erhalten die Arbeiter*innen nach unseren Beschwerden und den vorgelegten Beweisen für die extreme Ausbeutung nun höhere Löhne. Zuvor hatte viele der Arbeiter*innen Verträge als Halbtagskräfte erhalten, arbeiteten jedoch in Vollzeit und oft mit Überstunden bis zu 20 Stunden wöchentlich. Sie wurden hemmungslos ausgebeutet. Das ist vorbei – statt 200 erhalten sie nun 600 US-Dollar im Monat. An diesem Punkt waren unsere Beschwerden erfolgreich. Das heißt aber nicht, dass alle Missstände bei Otisgraf abgestellt sind. Das Unternehmen akzeptiert unsere Aktivist*innen nicht und spricht nicht mit uns.
Welche Rolle spielen dabei die internationalen Zertifizierungsunternehmen wie die Rainforest Alliance. Gibt es einen kontinuierlichen Austausch mit denen?
Nein, und das ist ein Defizit, weshalb wir die Aussagekraft der Zertifizierungen in Zweifel ziehen. Es sind die Arbeiter*innen, die die Bedingungen auf den Plantagen am besten kennen – nicht mit ihnen zu sprechen, vor allem nicht mit den organisierten, ist ein elementarer Fehler von Rainforest Alliance und anderen zertifizierenden Unternehmen. [...]