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Artikel

12 Dez 2022

Autor:
LICADHO, EC & FIAN Germany

Kambodscha: Drei Menschenrechtsorganisationen reichen wegen des Mikrokredit-Geschäfts OECD-Beschwerde gegen Oikocredit ein; der Investor kommentiert

"Mikrokredit-Überschuldung in Kambodscha: Menschenrechtsorganisationen reichen Beschwerde gegen Oikocredit ein", 12. Dezember 2022

Die Menschenrechtsorganisationen LICADHO, Equitable Cambodia und FIAN Deutschland haben heute bei der Nationalen Kontaktstelle für OECD-Leitsätze der niederländischen Regierung Beschwerde gegen Oikocredit eingereicht. Dem ethischen Investor, dessen Hauptsitz in den Niederlanden liegt, wird vorgeworfen, trotz der seit mindestens 2017 vorliegenden Belege über die Überschuldungskrise weiter Investitionen an kambodschanischen Mikrofinanzinstituten (MFI) getätigt zu haben.

Oikocredit hat zwischen 2017 und 2022 in großem Stil in kambodschanische MFI investiert, obwohl die weitverbreitete Überschuldung und deren absehbare negative Folgen vom UN-Generalsekretär, von lokalen und internationalen Menschenrechtsgruppen, Journalist*innen und sogar von einer durch Oikocredit selbst unterstützten Studie bereits 2017 bestätigt wurden. Trotzdem erhöhte Oikocredit das Kambodscha-Portfolio von EUR 50 Millionen im Jahr 2017 auf mehr als EUR 67 Millionen im September 2022. Kambodscha ist damit nach Indien das zweitgrößte Investitionsland für Oikocredit. Mehr als die Hälfte des Mitgliederkapitals Oikocredits stammt dabei von deutschen Anleger*innen.

Die Oikocredit-Investitionen haben in Kambodscha zu der weitverbreiteten Überschuldung und Menschenrechtsverletzungen beigetragen. Kambodscha hat den größten Pro-Kopf-Mikrofinanzsektor der Welt; die durchschnittliche Kredithöhe beträgt mehr als das Dreifache des jährlichen Durchschnittseinkommens. Die Folgen sind Ernährungsunsicherheit, erzwungene Landverkäufe und der Verlust der Lebensgrundlage von Hunderttausenden von Kreditnehmer*innen. In der Beschwerde wird dargelegt, dass Oikocredit sich trotz wiederholter Anfragen und der begründeten Sorge um Repressalien gegenüber NROs in Kambodscha geweigert hat, im Rahmen der Sorgfaltsprüfung mit kambodschanischen Organisationen in einem sicheren Umfeld zusammenzuarbeiten.

Die Beschwerdeführer – die beiden kambodschanischen NROs LICADHO (Cambodian League for the Promotion and Defense of Human Rights) und Equitable Cambodia sowie FIAN Deutschland –, haben in den letzten Jahren wiederholt über die weitverbreiteten und systematischen Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor – auch durch MFI, die direkt von Oikocredit finanziert werden – hingewiesen.

„Oikocredit behauptet, ein sozialer Investor zu sein, aber ihre Investitionen nach Kambodscha haben zu irreparablen Schäden von Kreditnehmern geführt“, so Naly Pilorge, Outreach Director bei LICADHO. „Wir hoffen, dass diese Beschwerde Oikocredit und andere „ethische“ oder „Impact“-Investoren, die diese Menschenrechtskrise mitverursacht haben, dazu bringen wird, die Missstände, zu denen sie beigetragen haben, zu beheben und den kambodschanischen Kreditnehmern wirklich zu helfen.“

LICADHO hat seit 2019 vier Berichte über Menschenrechtsverletzungen im kambodschanischen Mikrofinanzsektor veröffentlicht. Im jüngsten Bericht „Recht auf Entschuldung“, der im Juni 2021 gemeinsam mit Equitable Cambodia veröffentlicht wurde, wurden mehr als 170 Kreditnehmer*innen aus 14 Gemeinden befragt. Der Bericht zeigt die sozialen Folgen der Überschuldung und aggressiven Inkassopraktiken im Mikrofinanzsektor auf: Ernährungsunsicherheit, erzwungene Landverkäufe, Kinderarbeit und Migration. [...]

„Die Investoren und Entwicklungsagenturen müssen endlich erkennen, dass diese Investitionen echten Schaden anrichten, und sie müssen sich mit zivilgesellschaftlichen Akteuren an einen Tisch setzen, um eine Diskussion darüber zu beginnen, wie diese Probleme gelöst werden können“, so Eang Vuthy, Executive Director von Equitable Cambodia. „Wir sind jederzeit bereit, mit Investoren zusammenzuarbeiten, die daran interessiert sind, echte Lösungen zu finden, welche den schwächsten, in Not geratenen Kreditnehmern Abhilfe verschaffen.“ [...]

Zur vollständigen Beschwerde auf Englisch gelangen Sie über die Schaltfläche oben.

Das Business and Human Rights Resource Centre hat Oikocredit gebeten, die Vorwürfe zu kommentieren. Die Stellungnahme auf Englisch finden Sie hier.

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