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Artikel

12 Dez 2022

Autor:
NDR

Laut NDR-Bericht könnte der Lithiumabbau von BMW-Zulieferer Livent in Argentinien negative Auswirkungen auf die Menschenrechte haben und die Umwelt schädigen

Alle Tags anzeigen Anschuldigungen

"Der Traum vom sauberen Auto", 24. November 2022

Elektrische Antriebe statt Verbrennermotoren - so sollen Autos sauber werden. BMW gibt an, Lithium für Akkus von einem nachhaltigen Hersteller zu beziehen. Doch NDR-Recherchen lassen daran Zweifel aufkommen.

Lithium gilt als das weiße Gold der Energiewende. Vor allem der Bedarf der Automobilindustrie für E-Mobilität lässt die Nachfrage nach dem Alkalimetall explodieren. So verfünfzehnfachte sich der Preis für Lithiumcarbonat in den vergangenen beiden Jahren.

Eine der größten Lagerstätten ist in Südamerika, wo Lithium aus Salzseen gewonnen wird. Autobauer BMW behauptet, Lithium dort direkt von einem besonders nachhaltigen Hersteller zu beziehen: Livent. Im März 2021 schloss BMW einen Vertrag in Höhe von 285 Millionen Euro mit dem US-Konzern, der am Salar del Hombre Muerto, einem Salzsee in Argentinien, Lithium fördert.

"Besonders nachhaltig"

BMW behauptet in einer Pressemeldung dazu, das Verfahren von Livent sei im Vergleich zum herkömmlichen Abbau von Lithium im Länderdreieck zwischen Argentinien, Bolivien und Chile "besonders nachhaltig". Livent verwende "ein innovatives Verfahren, das eine nachhaltige Wassernutzung gewährleistet und die Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme und Gemeinden minimiert".

Tatsächlich klingt das Verfahren von Livent zunächst einmal vorbildlich. Die meisten Lithiumminen in Südamerika lassen lithiumhaltiges Salzwasser unter Beigabe von Chemikalien verdunsten, bis die Lithiumverbindungen zurückbleiben. Livent verwendet stattdessen das "Direct Lithium Extraction"-Verfahren, bei dem das Salzwasser direkt in eine Aufbereitungsanlage gepumpt wird, wo das Lithium durch chemische Prozesse extrahiert wird. Ein Vorteil der Methode: Anders als bei den Verdunstungsverfahren, etwa in der Atacama-Wüste von Chile, müssen nicht unzählige Verdunstungsbecken geschaffen werden. Der Flächenverbrauch ist also bei der Direkt-Methode, wie sie Livent nutzt, geringer.

Hoher Süßwasserverbrauch

Weniger nachhaltig ist das Direktverfahren im Vergleich zur herkömmlichen Verdunstungsmethode aber in Bezug auf den Süßwasserverbrauch. [...]

BMW entgegnet, man könne die Projekte nicht vergleichen. Am Salzsee Hombre Muerto, wo Livent Lithium abbaut, gebe es mehr Niederschlag und verfügbare Wasserressourcen als am Atacama-Salzsee. [...]

Román Guitian, Sprecher der indigenen Gemeinschaft "Atacameños del Altiplano", kritisiert den Süßwasserverbrauch von Livent in der Region. Livent habe für die Lithiumproduktion bereits in den 1990er-Jahren einen Staudamm an einem Fluss errichtet, der danach unterhalb des Staudamms ausgetrocknet sei. Das habe verheerende Folgen etwa für die Viehzucht vor Ort. Guitian befürchtet, dass mit steigender Lithiumnachfrage auch der größte Fluss der Region austrocknen könnte.

Für den Akku eines Elektro-SUVs werden mehrere Kilogramm Lithium benötigt, für den BMW iX M60 beispielsweise sogar rund zehn Kilogramm. Würde das Lithium komplett von Livent stammen, wären das fast 9000 Liter Süßwasser.

Sorge um den Grundwasserspiegel

Wichtig für die trockene Region ist der Grundwasserpegel, für den der Umgang mit dem Salzwasser unter den Salzseen eine Rolle spielt. [...]

Bei dem von Livent verwendeten Verfahren kann die verarbeitete Sole zurück in den unterirdischen Salzsee gepresst werden. Dadurch kann ein Sinken des Seepegels und damit des Grundwassers in der Umgebung verhindert werden. BMW behauptet, dass der "größte Teil der verwendeten Sole" nicht verdunstet. Das wäre ein einleuchtendes Verfahren, wenn es so umgesetzt würde.

Doch ob das Verfahren so umgesetzt wird, daran gibt es Zweifel. So ist in den eigenen Umweltberichten von Livent nirgendwo die Rede davon, dass die restliche Sole in den Untergrund zurückgeleitet wird. Was aber in den Berichten zu lesen ist: Laut Livent wird die Restsole nach einer Neutralisierung des pH-Wertes in einen künstlichen See auf den Salar del Hombre Muerto geleitet.

Zweifel an der Umsetzung

Broder Merkel, Professor für Hydrogeologie an der Bergakademie Freiberg, sieht nur zwei Möglichkeiten, was mit der Restsole passiert: "Entweder wird die Restsole wieder in die Sole zurückgepumpt oder auf den Salar geleitet, wo sie verdunstet." Merkel geht auf Basis der NDR-Recherchen davon aus, dass Letzteres der Fall ist. Er sieht entgegen der Aussagen von BMW somit keinen positiven Effekt hinsichtlich des Solespiegels. BMW und Livent ließen NDR-Anfragen, was mit der genutzten Sole geschieht, unbeantwortet.

BMW betont, seine Verantwortung im Rahmen der Umwelt- und Sozialstandards bei der Lithiumbeschaffung sehr ernst zu nehmen. Der Konzern weist auf wissenschaftliche Studien zum Lithiumabbau in Chile und Argentinien hin, die man in Auftrag gegeben habe. Konkrete Fragen zum Abbau durch Livent ließ BMW unbeantwortet. Auf Nachfrage heißt es: "Wir verpflichten alle unsere Lieferanten zur Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards, Menschenrechten sowie zur Anwendung von Managementsystemen zum Arbeitsschutz und Schutz der Umwelt. Dies ist auch bei unserem Lieferanten Livent der Fall." Auch Livent beantwortete Fragen zum Produktionsverfahren und zur Nachhaltigkeit nicht.

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