"Brauchen eine Rohstoffwende": Studie zeigt gravierende Lücken in Lieferketten von VW, BMW und Daimler – so reagieren die Konzerne
Das entwicklungspolitische Inkota-Netzwerk und Powershift [...] haben die Nachhaltigkeitsberichte von Volkswagen, BMW und Daimler unter die Lupe genommen – ebenso wie die Rohstoffinitiativen, denen sich die Konzerne angeschlossen haben. Das Fazit: Das Problembewusstsein ist vorhanden, die Umsetzung mangelhaft. Nur "schleppend und wählerisch übersetzen die Unternehmen ihre Verantwortung in einzelne konkrete Maßnahmen", heißt es in der Publikation. Zudem bleibe deren Wirksamkeit fraglich...
Denn während auf besonders konfliktreiche Rohstoffe wie Kobalt und Lithium eingegangen wird, tauchen viele andere Rohstoffe, die für die Autoproduktion ebenfalls vonnöten sind, erst gar nicht in den Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen auf...
Das Problem: Die derzeit geltende Richtlinie für Transparenz im sozialen und ökologischen Bereich mit dem sperrigen Namen "CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz" ermöglicht es Konzernen, selbst zu entscheiden, worüber und in welchem Umfang sie berichten...
Ohne ein Lieferkettengesetz geht es nicht, die freiwilligen Maßnahmen reichen nicht aus...
Volkswagen spricht sich dennoch für eine EU-weite einheitliche Regelung aus, die Unternehmen und ihre Lieferanten zur Wahrung von Menschenrechten verpflichtet. "So lange es diese EU-weite Regelung nicht gibt, befürworten wir zunächst auch ein nationales Gesetz, das die menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten verbindlich regelt. Diese Regelung muss den einzelnen Unternehmen einen klaren Rechtsrahmen geben, und innerhalb dieses Rahmens hinreichende Möglichkeiten zur praxistauglichen Umsetzung", schreibt der Konzern...
Daimler schreibt, für die Umsetzung der Nachhaltigkeits-Anforderungen entlang der Lieferkette könnten Regulierungen "hilfreich" sein um einheitlich akzeptierte Standards zu schaffen. "Wichtig ist jedoch bei jeder Art von Regulierung, dass diese angemessen ist und für Unternehmen auch umsetzbar." Vonseiten der BMW Group heißt es, das geplante Gesetz werde das Unternehmen nicht substanziell vor Herausforderungen stellen, da es schon jetzt strikte Anforderungen an die Lieferketten gebe – und bei Verstößen bis hin zur Auflösung der Geschäftsbeziehungen gehandelt werde. Angesichts globaler Wertschöpfungsketten halte man die Wirksamkeit nationaler Gesetze allerdings für begrenzt.
Bis ein solches Gesetz tatsächlich greifen würde, würde allerdings noch einige Zeit ins Land gehen. Ein erster guter Schritt bis dahin, sagt Groneweg, wäre es schon zu wissen, wo die Konzerne Transparenz über ihre Wertschöpfungsketten haben und wo ihre Rohstoffe herkommen. "Was wir aber ebenso dringlich brauchen, ist eine Rohstoffwende: Wir müssen viel weniger Autos und kleinere Autos bauen."