Indien: Samsung-Arbeiter*innen beenden Streik nach mehr als 5 Wochen
"Nach mehr als 5 Wochen: Samsung-Streik in Indien beendet"
Nach 38 Tagen wurden die Streiks im indischen Samsung-Werk bei Chennai beigelegt. Das gab die Landesregierung des Bundesstaats Tamil Nadu am Mittwoch bekannt.
Nach über einem Monat haben die über 1800 streikenden Angestellten des Samsung-Werks im indischen Chennai und der südkoreanische Elektronikkonzern eine Einigung erzielt. Das berichteten unter anderem der Nachrichtendienst Reuters sowie das britische BBC.
Die Arbeiter hatten ihren Protest am 9. September begonnen. In Chennai ist die größere von zwei Werken, die Samsung in Indien betreibt. [...]
Die indische Landesregierung des Bundesstaats Tamil Nadu, in dem Chennai verortet ist, hatte als erstes am 16. Oktober das Ende der Streiks verkündet. Wie Reuters meldet, will Samsung Indien bis Donnerstag noch schriftlich auf die ausstehenden Forderungen der streikenden Arbeiter eingehen. [...]
Keine Entlassungen für „Streik-Beteiligte“, folgen für Organisatoren noch unklar
„Wir werden keine Maßnahmen gegen Arbeitnehmer ergreifen, die sich lediglich an dem illegalen Streik beteiligt haben,“ teilte Samsung Indien in einer Erklärung mit. „Wir sind entschlossen, eng mit unseren Beschäftigten zusammenzuarbeiten, um das Werk in Chennai zu einem großartigen Arbeitsplatz zu machen“. Offen bleibt allerdings, ob das Unternehmen nicht noch Maßnahmen gegen bestimmte Personen ergreifen wird. Am 12. September reichte Samsung eine Klage gegen Mitglieder einer im Zuge des Streiks gegründeten Gewerkschaft ein wollte vor einem Bezirksgericht eine einstweilige Verfügung erwirken, um die Gewerkschaft und ihre Mitglieder daran zu hindern, weitere Proteste und Reden um das Samsung-Werk zu organisieren. Zeitweise waren an die 900 Mitarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder festgenommen und wieder freigelassen worden.
Gemäß den von den Parteien getroffenen Vereinbarungen erklärte Samsung Indien, dass die Beschäftigten keine Vergeltungsmaßnahmen für ihre Teilnahme am Streik zu befürchten hätten. Samsung hatte Mitte September in einer E-Mail an Angestellte Mitarbeitern, die sich am Streik beteiligten, mit einer Kündigung des Arbeitsverhältnisses gedroht. Im Gegenzug verpflichteten sich die Beschäftigten zur uneingeschränkten Zusammenarbeit mit der Unternehmensleitung und zur Unterlassung von Handlungen, die als „schädlich für die Interessen der Unternehmensleitung“ angesehen werden.
Noch nie war ein Samsung-Standort für einen so langen Zeitraum bestreikt gewesen. Die Angestellten bei Chennai hatten in erster Linie um mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen gekämpft. Zu den Forderungen zählten unter anderem eine Anhebung der Gehälter um 25-30%, die Einhaltung von Sicherheitsstandards im Werk, kürzere Arbeitszeiten und die Anerkennung einer neu gegründeten Gewerkschaft - die „Samsung India Labour Welfare Union (SILWU)“ - für die Verhandlung von Tarifverträgen. Ob die Gewerkschaft letztlich Anerkennung finden wird, damit werden sich in den kommenden Wochen die indischen Gerichte befassen.
Akriti Bhatia, eine Aktivistin für Arbeitnehmerrechte, erklärte gegenüber der BBC, dass multinationale Unternehmen, die Fabriken in Indien errichten, sich oft nicht an geltende indische Arbeitsgesetze halten. Dort sei grundsätzlich festgeschrieben, dass Arbeitnehmern das Recht auf Gewerkschaftsbildung und Tarifverhandlungen zugestehen.
Diese Firmen umgingen dies oft, indem sie eigene interne Gewerkschaften gründeten, die nur auf dem Papier von den Beschäftigten geführt würden. Letztendlich übe aber die Unternehmensleitung weiterhin die Kontrolle über deren Entscheidungen aus. Laut Bhatia lehnten internationale, in Indien tätige Unternehmen externe, politisch unterstützte Gewerkschaften strikt ab.