Kommentar: Immer mehr Elektroautos auf den Straßen – aber woher kommen eigentlich die Rohstoffe?
E-Autos boomen: Von 2,1 Millionen weltweit verkauften Wagen 2019 auf geschätzt 5,6 Millionen 2021, heißt es in einem Bloomberg-Report vom November, der Plug-in-Hybridautos miteinbezieht...
Sollte der Transportsektor bis 2050 klimaneutral sein, so dürften Autos, die Benzin und Diesel nutzen, schon allein aufgrund ihrer Lebensdauer nur noch bis 2035 verkauft werden. Dabei sind auch E-Autos zwar keinesfalls klimaneutral, im Schnitt aber immerhin klimafreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennermotor. Und die Entwicklung der E-Autos steht erst am Anfang.
Allein die Kathode einer Batterie für einen üblichen Mittelklassewagen enthält jeweils mehrere Kilogramm Mangan, Lithium, Kobalt und Nickel. Hinzu kommt Graphit für die Anode. „Derzeit zeigen die Daten ein drohendes Missverhältnis zwischen den verstärkten Klimaschutzambitionen der Welt und der Verfügbarkeit wichtiger Mineralien, die für deren Verwirklichung unerlässlich sind“, sagt der Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA)...
Dabei liegen viele derzeit geförderte Rohstoffe geografisch gesehen laut IEA noch konzentrierter vor als Erdöl...
Hinzu kommen mögliche schädliche Auswirkungen auf die Umwelt. Lithium stammt zwar vor allem aus dem Erzbergbau in Australien, aber auch aus Salzwüsten in Südamerika. In Chile wird salziges Wasser hochgepumpt und verdunstet. Wie stark es durch den Eingriff zu Trinkwassermangel kommt, ist umstritten. „Bolivien ist derzeit noch in der Pilotphase der Lithiumproduktion, verfügt aber nach aktuellem Stand mit geschätzten 21 Millionen Tonnen über die weltweit größten Reserven“, heißt es in der Studie „Weniger Autos, mehr globale Gerechtigkeit“ von Powershift und anderen Entwicklungsorganisationen...
Kobalt, das in vielen Akkus, Legierungen und Werkzeugen steckt, kommt vor allem aus dem Kongo, wo laut Bericht der Entwicklungsorganisationen viele Menschen durch den Bergbau verdrängt werden, aber insbesondere die kleinen Minen auch wichtige Arbeitsplätze bieten. Doch gerade in diesen gebe es Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen...
„Wir sind nicht prinzipiell gegen Bergbau, aber wir befürworten ihn nur unter Zustimmung der lokalen Bevölkerung und guten Umweltbedingungen“, sagt Reckordt [von der Organisation PowerShift], der auch positive Entwicklungen in der EU und Deutschland sieht. Er verweist unter anderem auf das im Juni in Deutschland beschlossene Lieferkettengesetz oder auf deutsche Autounternehmen, die Rohstoffe vermehrt direkt bei den Produzenten kaufen, um die Förderung besser zu kontrollieren. Noch sei nicht absehbar, was dies bewirke.