Kenia: ZDF berichtet von prekären Arbeitsbedingungen auf Rosenfarmen & Pestizidrückständen auf Aldi-Rosen; inkl. Unternehmenskommentar
"ALDI: Die Insider Tricks hinter den Kulissen"
ALDI wirbt mit Aktionen und satten Rabatten von bis zu 40 Prozent. Doch spart der Kunde wirklich so viel bei seinem Einkauf? Oder steckt dahinter ein Trick, der die Ersparnisse höher erscheinen lässt?
Mit gezielten Tiefpreisen, wie Kaffee für unter vier Euro, beeinflusst ALDI nicht nur die Konkurrenz, sondern den gesamten Markt. Auch die Rosen gibt es für 1,99 Euro an der Discounterkasse. Doch welchen Preis müssen Farmarbeiter in Afrika bei der Ernte zahlen? Einblicke von vier Insidern, die genau wissen, wie das Unternehmen arbeitet. [...]
Das Business and Human Rights Resource Centre hat Abschnitte der ZDF-Dokumentation transkribiert:
[...] Der Personalmanager einer Farm ist bereit für ein Interview [...]
Der Personalmanager erzählt, oft würden die Angestellten in zwölf-Stunden-Schichten arbeiten, bei Temperaturen um die 45 Grad. Zwei Rosenpflückerinnen berichten [...]: "Wir stehen von morgens bis abends auf der Farm, bis zu 12 Stunden. Pausen haben wir kaum. Manchmal ist es so anstrengend, dass mir mein Brustkorb wehtut. Dafür bekomme ich gerade einmal 7000 kenianische Schilling." Umgerechnet knapp 45 Euro, pro Monat. 228 Euro beträgt das Existenzminimum laut Global Living Wage. Damit liegt der Tageslohn unter 2 Euro. So viel, wie Aldi Nord in Deutschland für ein Bund Rosen verlangt. Rund 100 Tausend Menschen arbeiten allein in dem Gebiet um den Lake Naivasha auf den Rosenfarmen.
Dass die Schnittblumen hier so günstig produziert werden, liegt vor allem am Arbeitsmarkt in Kenia. [Der Personalmanager]: "In Kenia haben wir eine Arbeitslosenquote von 40 bis 60 Prozent. Jobs in Kenia zu finden, ist fast unmöglich. Unsere Blumen gehen zu Aldi. Sie zahlen nicht viel und sagen, der Markt gibt nicht mehr her. Das ist der Grund, warum die Rosenfarmen so schlechte Gehälter zahlen."
Einen Region abhängig von Billigblumen. Extrem niedrige Gehälter machen die günstigen Preise bei Aldi möglich. Die Rosen werden außerdem mit Pestiziden behandelt. Darunter auch angeblich solche, die in Europa verboten sind. [Der Personalmanager]: "Wenn du keine Pestizide sprühst, verkaufst du nichts. Wenn wir sprühen, sollte eine rote Flagge hängen. Dann darf für mehrere Stunden eigentlich niemand in dieses Gewächshaus. Aber wenn die Supermärkte wie Aldi plötzlich eine dringende Großbestellung aufgeben, dann müssen die Arbeiter trotz Pestizide rein und ernten. Es geht nur ums Geld. Die Gesundheit spielt keine Rolle."
Das hat gesundheitliche Konsequenzen. Die Arbeiterinnen klagen über Atemwegsbeschwerden und Kreislaufprobleme. Die Rosenpflückerinnen: [Wir wissen nicht, was gesprüht wird. Nur, dass es gefährlich ist. Mehr wird uns nicht gesagt. Wenn du nachfragst oder dich beschwerst, dann verlierst du direkt deinen Job. Wir haben einfach keine andere Wahl.]
Mit den Recherchen konfrontiert sieht Aldi die Lieferanten in der Pflicht und schreibt: "Neben der Einhaltung von Sozialstandards sind die Lieferanten von Aldi dazu verpflichtet, durch Rückstandsanalysen und Sicherungsmaßnahen die Qualität ihrer Produkte nachzuweisen. Die Anforderungen von Aldi gehen dabei deutlich über die gesetzlichen Standards hinaus."
Sind die Blumen wirklich so sauber, wie Aldi behauptet? Proben von Rosen aus einer Berliner Aldi-Filiale gehen zur Untersuchung ins Labor. Auch auf in Deutschland nicht zugelassene hochtoxische Pestizide wird getestet. Das Ergebnis: Bei den getesteten Blumen sind Rückstände von neun Pestiziden messbar. Alle unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Bedenklich: Die drei nachgewiesenen Pestizide, Tetradifon, Clofentezin, Lufenuron, sind in Deutschland weitestgehend verboten. Unsachgemäßer Kontakt mit Clofentezin kann ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen nach sich ziehen. [...]