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Artikel

20 Mai 2023

Autor:
Neue Zürcher Zeitung,
Autor:
SWI swissinfo.ch

Peruanisches Minenunglück: Das aus dem "Vorzeigebetrieb" der Swiss-Better-Gold-Initiative exportierte Gold wurde in der Schweiz als "verantwortungsvoll abgebautes Gold" vermarktet

"Wie eine vom Bund geförderte Goldmine zur Todesfalle wurde"

Die Schweiz unterstützt den nachhaltigen Goldabbau mit Millionenbeträgen. Doch jetzt hat sich ausgerechnet in einem peruanischen Vorzeigebetrieb mit dem Label «Swiss Better Gold» eine tödliche Tragödie ereignet, wie Recherchen der NZZ am Sonntag zeigen.

[...] Das Unglück in den frühen Morgenstunden des 6. Mai hat das Andenland erschüttert. Mit 27 Toten ist es der schlimmste Minenunfall in Peru seit zwei Jahrzehnten. Und das ausgerechnet in einem Stollen, der als vorbildlich galt, oder zumindest so dargestellt wurde.

Was den tragischen Unfall besonders brisant macht: Die Mine exportiert seit Jahren in die Schweiz. Das gesamte Gold wird von der im Kanton Neuenburg ansässigen Raffinerie Metalor abgenommen. Und hierzulande wird das Edelmetall als «verantwortungsvoll abgebautes Gold» vermarktet, weil Yanaquihua Teil der sogenannten Swiss-Better-Gold-Initiative ist. Dieses Programm will den verantwortungsvollen Kleinbergbau fördern und ist ein Projekt, in das viel Schweizer Steuergeld fliesst.

Es wurde 2013 gestartet und wird vom Bund bis ins Jahr 2025 mit rund 18 Millionen Franken alimentiert. Die Better-Gold-Initiative gilt als ein Prestigeprojekt des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco). Auf der Homepage sind aufwendig produzierte Filme zu sehen, in denen just die Unfallmine als Betrieb dargestellt wird, in dem die Sicherheit an erster Stelle stehe.

Umso erschütterter zeigen sich nun die Verantwortlichen. Das Seco schreibt, die Schweiz habe den betroffenen Familien und dem peruanischen Volk ihr Beileid ausgesprochen. «Der Unfall ist ein Schock für uns», sagt Thomas Hentschel, Direktor der Swiss-Better-Gold-Initiative. Er hat die Mine in Peru mehrmals besucht und spricht von einem Vorzeigebetrieb. «Das ist eine der richtig guten Minen, die wir in Peru haben.» Er sagt, er habe vom Betrieb immer einen sehr guten Eindruck gehabt. «Ich kann mir diese Tragödie nicht erklären», so der sichtlich betroffene Hentschel.

Schweiz ist Drehscheibe für Gold

Was viele hierzulande nicht wissen: Die Schweiz ist eine zentrale Drehscheibe im globalen Goldmarkt. Laut Schätzungen werden zwei Drittel des weltweit gewonnen Edelmetalls hier raffiniert. Ein diskretes Milliardengeschäft – aber auch ein Reputationsrisiko.

Denn das verarbeitete Gold stammt meist aus dem globalen Süden und wird in instabilen Staaten und Krisenregionen geschürft. So standen die Schweizer Goldschmelzen mehrfach in der Kritik, illegales oder mit Kinderarbeit gewonnenes Gold angenommen zu haben. Die gehäuften Negativschlagzeilen führten beim Bund und in der Branche zu einem Lernprozess. 2013 hoben sie gemeinsam die Swiss-Better-Gold-Initiative aus der Taufe.

Das Programm soll den Ruf der Golddrehscheibe Schweiz verbessern und der Industrie zu «sauberem» Gold verhelfen. Auf Seite der Wirtschaft sind wichtige Player der Luxusindustrie wie Cartier oder Richemont an Bord. Industrie und Seco finanzieren das millionenschwere Engagement gemeinsam. Erklärtes Ziel: Den Kleinbergbau fördern und Gold so abbauen, dass der «Schutz von Mensch und Umwelt im Zentrum steht».

Im Fall von Yanaquihua wurde dieser Anspruch offensichtlich nicht eingelöst. Die peruanischen Behörden gehen davon aus, dass die Brandursache ein Kurzschluss war. Gemäss ersten Ermittlungen breitete sich das Feuer rasch auf die Holzbalken aus, die den Schacht der Mine abstützen. Den Arbeitern war so mutmasslich der Fluchtweg abgeschnitten, und sie erstickten hundert Meter tief im Berginnern.

Angehörige der toten Mineros erhoben in den Medien Vorwürfe und kritisierten die mangelhafte Sicherheit der Stollen. Der Bund und Thomas Hentschel warnen vor Spekulationen. «Das Unglück kann aktuell nicht erklärt werden, jegliche Antwort wäre spekulativ», so das Seco. Auch die Raffinerie Metalor schreibt, der Betrieb habe alle notwendigen Bewilligungen und halte sämtliche Sicherheitsauflagen ein. Yanaquihua verfüge zudem über eine Zertifizierung des Responsible Jewellery Council. [...]

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